Schon vor zwei Wochen fielen mir am Morgen an den Hecken meiner Nachbarn die vielen Spinnennetze auf, die schon taunass vom ersten Tageslicht getränkt waren. Auch waren schon viele Kräuter erntebereit, so wie ich es eigentlich aus den Augusttagen kenne…
Die Schnitterzeit ist geprägt vom richtigen Zeitpunkt des Loslassens und des Trennens und der Thematik der Ernte. Nur dann, wenn wir bereit sind zum passenden Zeitpunkt das Korn zu schneiden, werden wir die Ernte und damit die Möglichkeit uns auch über die Winterzeit zu ernähren erreichen. Beides gehört zusammen und auch wenn uns das Bild etwas abzuschneiden, zu durchtrennen nicht immer gefällt gehört diese Qualität essentiell zu unserer Entwicklung.
Nun, die Qualität der Schnitterzeit scheint mir in diesem Jahr einfach früher eingekehrt zu sein und mit der Kombination der hitzigen Tage sind auch die Kräuter schneller in ihrer Entwicklung vorangekommen. Deshalb habe ich schon vor zwei Wochen unseren Kräuterboschen gebunden. Traditionell wird der Kräuterboschen zu Maria Himmelfahrt gebunden, der am 15. August gefeiert wird.
Und da bin ich auch schon beim nächsten Punkt angelangt: seit einiger Zeit habe ich ganz stark das Gefühl, dass die alten Traditionen immer mehr an ihrer Kraft verlieren. Ich gehe schon lange in mir mit der Frage warum das so ist. Ich selbst habe die Jahreskreisfeste vor etwa 25 Jahren kennengelernt und seit dem zelebriert – in manchen Jahren intensiver, in anderen Jahren weniger. Und jetzt glaube ich, dass wir an einem Punkt sind an denen wir in unsere eigene Kraft gehen dürfen und unsere eigenen Rituale erschaffen können. Natürlich auch angelehnt an die überlieferten, aber ich denke es ist ganz wichtig wirklich in uns hineinzufühlen und dann den eigenen Impulsen zu folgen. So wie ich das deutlich mit dem Kräuterboschen gemacht habe, obwohl es ja noch nicht die “richtige Zeit” war. Oder eben doch!

Mit lieben Grüßen,
Tina

Published On: 29. Juli 2022